Also hat Gott die Welt geliebt

Liebe Gemeinde.

Eine meiner Lieblingsstellen im NT ist das Gespräch Jesu mit dem Pharisäer Nikodemus, der eines Nachts zu ihm kommt. In diesem Gespräch geht es um Nachfolge, neu geboren werden, um das Wirken des Geistes usw. Es geht natürlich auch darum wie wir Jesus verstehen und wie er sich auch selber versteht; wer er denn nun ist und in welchem Verhältnis er zu Gott steht. Und da fällt ein Satz, der als Zusammenfassung der ganzen Theologie gelten könnte. Es ist der Auftakt unseres heutigen Predigttextes aus Joh 3:

16 Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. 17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. 18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er hat nicht geglaubt an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. 19 Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. 20 Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. 21 Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind

Liebe Gemeinde.

Jesus ist der Sohn. Er hat die gleiche DNA wie Gott, sofern wir uns in diesem biologischen Wortfeld weiterbewegen wollen. Jedenfalls drückt die Bezeichnung aus, dass Jesus und Gott zusammengehören. Und Jesus als Sohn hat von Gott eine Mission, einen Auftrag bekommen, nämlich die Welt zu retten. Dazu sollen sie an Jesus glauben, damit sie nicht verloren sind. Nun fragen wir uns ja doch immer wieder, inwiefern rettet uns der Glaube und wieso gehören wir dann nicht zu den Verlorenen. Und da kommt im Johannesevangelium immer wieder die gleiche Antwort: durch den Glauben an Jesus werden wir das ewige Leben haben.

Ich finde das klingt durchaus nach einem Gewinn, nach einem guten deal. Nur, was dürfen wir uns darunter eigentlich vorstellen? Ein Weiterleben nach dem Tod bei Gott? Sicher auch. Aber gerade bei Johannes ist das ewige Leben nicht nur quantitativ gemeint, also eine Verlängerung des Lebens ins Unendliche. Sondern für den Evangelisten ist damit auch eine völlig neue Qualität des Lebens gemeint. Ein Leben in Übereinstimmung mit Gott, also eine innige Verbindung mit Gott, so dass wir wie Jesus Kinder Gottes sind, Söhne und Töchter des Höchsten. Und das können wir jetzt schon werden, das kann jetzt schon beginnen. Das ewige Leben ist nach dem Johannesevangelium etwas, was wir schon hier und jetzt haben können.

Das klingt nun etwas theoretisch und ich versuche es mal mit einem Beispiel zu veranschaulichen. In der Passionszeit oder auch Fastenzeit genannt gibt es jedes Jahr eine Aktion, die heißt 7 Wochen ohne. Man soll in dieser Zeit auf etwas verzichten. Manche verzichten in dieser Zeit z.B. auf Süßigkeiten, manche auf Kaffee, oder auf Zigaretten. Andere sehen das auch im übertragenen Sinn und schränken den Fernsehkonsum ein. Die Aktion 7 Wochen ohne gibt sich jedes Jahr ein neues Motto. Heuer lautet es 7 Wochen ohne Panik. Ja wenn man das Weltgeschehen gerade verfolgt, kann man durch aus in Panik verfallen und es ist gar nicht so leicht, dass wir Gott da noch etwas zutrauen. Andere Themen in den früheren Jahren waren: 7 Wochen ohne Verzagtheit, ohne Lügen, ohne Vorsicht, ohne Ausreden. Wir sollen in diesen Wochen bewusster durchs Leben gehen und dem Sinn der Fastenzeit folgen, dass wir uns frei machen von Abhängigkeiten und Mustern, denen wir oft unbewusst folgen. Jeder und jede von uns hat eben auch so Schwächen und wir tappen immer wieder in dieselbe falle. Für die einen ist es der Neid, der Zorn, oder die Trägheit oder die Eitelkeit oder die Angst. Das Fasten oder diese Aktionswochen wollen dazu beitragen, dass wir Herr über uns selbst bleiben. Und das ist eben eine neue Qualität, die wir dann verspüren können, wenn wir merken wie der Glaube uns eine Kraft gibt, damit wir über unseren Schattenseiten stehen und wir sie beherrschen und nicht umgekehrt, und wir uns von den Krisen der Welt nicht unterkriegen lassen.

Damit ist natürlich nicht alles zum ewigen Leben gesagt, nur damit wir eine Vorstellung bekommen. Aber es hat schon etwas mit einem neuen Bewusstsein zu tun. Darauf weist auch die Fortsetzung des Predigttextes hin. Es geht um Licht und Finsternis. Es geht hier nicht um die realen Naturerscheinungen, sondern das sind Worte die eine moralische oder spirituelle Dimension bezeichnen. Also es sind Begriffe, die auf Gut und Böse oder richtig und falsch hinweisen. Natürlich kennen wir auch beides, und bei allem, was wir tun im Beruf oder im Alltag, im Umgang mit Menschen, in Leitungspositionen, kann das ein oder andere geschehen.

Doch es ist ja nicht egal, ob dies oder das, es ist ja nicht gleichwertig. Da gilt ja auch unsere jahreslosung: Prüfet alles, das gute behaltet. Moralisch handelt, wer richtig handelt und Gutes tut. Und dazu müssen wir lernen Gut und Böse  zu unterscheiden und bewusst in gutem Sinn zu handeln oder unser Gewissen zu schärfen. Wenn in unserem Predigttext nun die Wörter Licht und Finsternis verwendet werden kommt dadurch noch so eine psychologische Komponente dazu. Mit Licht verbinden wir Erleuchtung, Aufklärung, Erkenntnis und Sicherheit. Dagegen verbinden wir mit Finsternis eher Unwissenheit, Hinterhältigkeit, Verbrechen usw. Und da ist nun die Frage, auf welcher Seite wir stehen wollen: im Licht oder lieber in der Dunkelheit. Wir sind nicht auf eine Seite festgenagelt, sondern können uns entscheiden und eine Richtung einschlagen. Wir können uns jedenfalls auf das Licht zubewegen. Manchmal wird es auch ein Hin- und Herbewegen sein, weil wir manchmal halt doch zu anderen Menschen gemein und ungerecht sind, nur unseren Vorteil suchen, die Unwahrheit sagen, uns auf Kosten anderer bereichern oder was auch immer.

Aber deshalb hat Gott seinen Sohn gesandt, damit wir besser wissen, wo die Seite des Lichts ist. wir können uns nun nicht mehr herausreden: „Ups, das haben wir nicht gewusst, dass wir Brot, Fische und anderes teilen sollten mit anderen Menschen“.

Und so kann der Evangelist Johannes sagen, dass mit Jesus auch schon das Gericht in die Welt kommt. Wir können eben jetzt schon sehen, ob wir auf der richtigen Seite stehen, ob im Licht oder in der Finsternis. Und wer im Licht steht hat jetzt schon das ewige Leben.

Aber das Gute ist ja: Wir haben noch Zeit etwas zu ändern. Wenn wir merken, dass wir auf der falschen Seite stehen, dann ist noch nicht alles verloren. Dann gehören wir noch nicht zu den Verlorenen.

Das klingt nun alles sehr theoretisch. Ich will es mal mit einer kleinen Geschichte zusammenfassen, die ich den Konfis schon mal weiter gegeben habe und die man sich aber gut merken kann:

Ein alter Häuptling der Cherokee saß mit seinem Enkel nachts am Lagerfeuer. Nachdenklich schaute er in die Flammen. Die Bäume um sie herum warfen schaurige Schatten, das Feuer knackte und die Flammen loderten in den Himmel.

Nach einer gewissen Zeit meinte der Häuptling: „Flammenlicht und die Dunkelheit, sind wie die zwei Wölfe, die in unseren Herzen wohnen“.

Fragend schaute ihn der Enkel an. Daraufhin begann der alte Cherokee seinem Enkel eine sehr alte Stammesgeschichte zu erzählen.

„In jedem von uns lebt ein weißer und ein schwarzer Wolf, die miteinander im Kampf liegen. Der weiße Wolf verkörpert alles was gut, der Schwarze, alles was schlecht in uns ist. Der weiße Wolf ist liebevoll, sanft und mitfühlend. Der andere hingegen rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der eine setzt sich für Gerechtigkeit und Frieden ein, der Schwarze hingegen ist voller Arroganz, Wut und Hass.

Dieser Kampf zwischen den beiden findet auch in dir statt, denn wir haben alle diese beiden Wölfe in uns.“

Der Enkel dachte kurz darüber nach und dann fragte er seinen Großvater, „Und welcher Wolf gewinnt?“ Der alte Cherokee antwortete: „Der, den du fütterst!"