Gedanken aus der Predigt am 17. März_2019
zu Matthäus 20,1-16 (Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg)
„Was ist eigentlich gerecht? – Oder: Warum es ungerecht sein kann, dass alle das Gleiche bekommen…“
Angesichts dessen, dass uns die Welt oft so unfair vorkommt und die Lebenschancen so ungerecht verteilt scheinen, fragen wir uns: Was ist eigentlich gerecht? Wie können wir gerecht leben? Und ist Gott gerecht?
Da kommt das Gleichnis von den Arbeitern als Provokation daher, die im Satz: „Die letzten werden die ersten sein.“ gipfelt (Mt 20,16):
Jesus erzählt über den Besitzer eines Weingutes, der an einem Tag mehrfach Arbeiter einstellt und am Abend die zuerst bezahlt, die nur eine Stunde für ihn gearbeitet haben. An sich ist daran noch nichts Besonderes. Aber der Gutsbesitzer weist an, dass diejenigen Arbeiter, die von Beginn an gerackert und in der Mittagshitze geschwitzt haben, mit ansehen müssen, wie die zuletzt Eingestellten für eine Stunde Arbeit einen vollen Tageslohn erhalten. Das ist überaus großzügig.
Als Hörerinnen und Hörer dieses Gleichnisses verstehen wir, dass unter den Arbeitern Hoffnungen geweckt werden. Sie hoffen, dass der Gutsbesitzer sich allen entsprechend ihrer Arbeitszeit ebenso großzügig erweisen wird.
Aber diese Hoffnungen werden enttäuscht. Als die ersten Arbeiter an die Reihe kommen, ihren Lohn zu bekommen, springt für sie nicht mehr als der Tageslohn heraus. Auch sie erhalten nur einen Denar. Dieser sicherte zu Jesu Zeiten das Auskommen einer Familie für einen Tag.
Bis heute finden viele von uns das geschilderte Verhalten des Gutsbesitzers als ungerecht, weil seine Lohnzahlung die Leistung der Arbeiter nicht berücksichtigt, also nicht leistungsgerecht ist. Andere finden das Vorgehen des Arbeitgebers deshalb gerecht, weil er zwar die bevorzugt, die kürzer für ihn gearbeitet haben, aber alle den zuvor vereinbarten Lohn am Ende auch ausgezahlt bekommen. Damit erweist sich der Arbeitgeber in dem Sinn als gerecht, als er verlässlich ist. Wenn Jesus in seinem Gleichnis den Gutsbesitzer mit Gott vergleicht, dann richtet sich dessen Frage auch an uns: „Bist du neidisch, weil ich so gütig bin?“ (Mt.20,15).
Jesus hat solche Geschichten erzählt, um uns Gottes Willen vor Augen zu malen: "Gott ist es wichtiger, dass alle immer haben, was sie zum Leben brauchen und will darum großzügig sein, auch wenn uns das ungerecht erscheinen mag. Güte ist nicht gerecht, weil sie eben gütig ist und freigebig. Jesus will uns Zuhörerinnen und Zuhörer dafür gewinnen, auch großzügig in unserem Herzen zu sein. Wir sollen nicht immer vergleichen, sondern vielmehr den anderen, die vermeintlich besser weg kommen als wir, das Gute gönnen können in der festen Gewissheit, dass wir alle jeden Tag aus der Güte Gottes leben."
Pfrin. Martina Hessenauer